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Koordinative Defizite...
... ein Problem des deutschen Jugendrollhockeyspielers
 

Über das "Allheilmittel " Koordinationstraining wurde im Zusammenhang mit dem schlechten Abschneiden unserer Rollhockey-Nationalmannschaft bei der letzten Weltmeisterschaft, vor allem im direkten Vergleich mit Nationen wie Schweiz oder Frankreich, viel diskutiert.

Dieser Beitrag soll nicht ins Detail gehen und die einzelnen koordinativen Fähigkeiten wie Differenzierungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit oder Rhythmisierungsfähigkeit theoretisch darlegen und die Anwendungsmöglichkeiten im Hinblick auf das Rollhockeyspiel überprüfen. Dieser Beitrag hat stattdessen einen stark praxisorientierten Ansatz.

Nach einer kurzen theoretischen Einführung soll er anhand von exemplarischen Trainingsformen aus dem Spezialtraining veranschaulichen, wie die einzelnen koordinativen Teilaspekte in verschiedenen Übungsformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten miteinander verbunden werden können.

Was heißt Koordination?

Wenn im Duden der Begriff "Koordination" aufgeschlagen wird, so finden sich folgende Erklärungen: "reibungslose Abstimmung aufeinander", "in ein einheitliches Gefüge einbauen" oder "das harmonische Zusammenwirken…"

Alle diese Erläuterungen geben Hinweise auf zentrale Merkmale der Trainingspraxis im Bereich der koordinativen Fähigkeiten.

Das Koordinationstraining im Rollhockey läuft unabhängig von der Altersstufe in komplexer Form ab, d.h. es werden unterschiedlichste technisch-konditionelle und auch taktische Faktoren miteinander verbunden. Die Koordinationsschulung führt daher nicht nur zum Erlernen einer bestimmten Bewegung auf hohem koordinativem Niveau, sondern trägt auch einen großen Teil zur Förderung der allgemeinen koordinativen Fähigkeiten bei. Diese bilden wiederum die Basis dafür, dass technisch einfache wie auch komplexe Anforderungen besser erlernt und schneller bzw. variabler ausgeführt werden können.

Das Niveau eines Rollhockeyspielers wird heutzutage in ganz deutlichem Maße dadurch bestimmt, inwieweit er in der Lage ist, komplexe rollhockeyspezifische Anforderungen möglichst schnell zu lösen.

Die Koordination als Fundament im Rollhockey

Ein systematisches Koordinationstraining kann sicherlich entscheidend dazu beitragen, die Basis für eine gute Rollhockeyausbildung zu legen. Denn eine ausgeprägte Ball- und Bewegungsgeschicklichkeit ist die unverzichtbare Basis für alle Anforderungen beim Rollhockey. Erst die Beherrschung von Ball, Körper und Rollschuh in allen Spielsituationen und eine umfassende Kreativität und Variabilität hinsichtlich der Anwendung der unterschiedlichen Rollhockeytechniken machen einen Spitzenspieler aus.

Dabei kann diese zentrale Basisfunktion der Koordination ideal auf typische Entwicklungsverläufe und Lerngrundlagen der jungen Rollhockeyspieler zurückgreifen. Denn die günstigsten Voraussetzungen zum Erlernen der koordinativen Fähigkeiten sind im Zeitraum vom frühen bis späten Schulkindalter bis zum Einsetzen der Pubertät gegeben. In dieser Altersspanne ist die Koordination optimal trainierbar! Jedoch ist es trotzdem sinnvoll, auch im Leistungsbereich (A-Jugend und Junioren) die Koordinationsschulung als festen Bestandteil ins Trainingsprogramm zu integrieren.

Denn in dieser Altersstufe sind bei weitem nicht alle Spieler koordinativ gut ausgebildet. Mit systematischem Training lassen sich diese Defizite aufarbeiten und beseitigen auch wenn Lernerfolge in dieser Altersklasse sicherlich in noch größerem Maße Zeit und Geduld als in unteren Altersklassen benötigen: Sie sind aber möglich!


TRAININGSHINWEISE FÜR DAS KOORDINATIONSTRAINING

• Die Koordination nur in ermüdungsfreiem Zustand trainieren!
• Das Bewegungstempo individuell anpassen!
• Die Balltechnik mit Aufgaben zur Lauf- und Sprungkoordination kombinieren!
• Wettkämpfe und Anschlussaktionen zur Motivationssteigerung integrieren!
• Falsche Bewegungsausführungen stets korrigieren!
• Für jeden Spieler ein optimales und individuelles Anforderungsniveau finden

Viele Übungen findet ihr im Bereich Praxis